chamonix – ein nachtrag

Viel zu lange bin ich die Frotsetzung meines Berichts vom sommerlichen Roadtrip mit Fabi schuldig geblieben. Jetzt möchte ich den arbeitsbedingten Bike-Entzug nutzen, um doch noch ein paar Zeilen und Bilder nachzureichen…

Als Fabi und ich in den Abendstunden Chamonix erreichen ist es trüb und regnerisch und der populäre Hausberg des 9.000 Einwohner Städtchens versteckt sich hinter dichten Wolken. Kein Problem für uns, haben wir doch unseren 3.000er für den heutigen Tag bereits erledigt. Wir hoffen einfach darauf, dass durch eine Westwetterlage das Wetter aus eben dieser Himmelsrichtung kommend auch wieder besser wird und wir uns durch die 150km Autofahrt einen Schlechtwettertag ersparen.

Und tatsächlich haben wir Glück. Als wir am nächsten Tag unsere kleine Pension verlassen und die Räder wieder startklar machen, blinzelt bereits die Sonne wieder durch die erheblich dünner gewordene Wolkendecke. Somit ist ganz klar, ein 3.000er muss bezwungen werden.

Die Wahl fällt auf einen 3.100m hohen Gipfel, von dem uns abermals fast 1.800 Höhenmeter trennen. Zunächst legen wir einige Längenmeter, aber kaum Höhenmeter zurück um den Talschluss zu erreichen. Das flache aber wurzelige und blockige Gelände verspricht Arbeit auf den letzten Metern der Abfahrt. Kaum haben wir den Talschluss erreicht, können wir uns über zu geringe Steigung nicht mehr beklagen. Diplomatisch ausgedrückt bewegen wir uns rasch an Höhe gewinnend über zunächst geröllige und später extrem blockige Pfade dem Gipfel entgegen. Zunehmend ist auch mit größter Phantasie kein Weg mehr zu erkennen und wir hüpfen nur noch von Felsblock zu Felsblock. Ob das bergab auch nur irgendwie fahrbar sein wird? Die Wanderkarte verspricht Besserung nach weiteren 150 Höhenmetern und lässt uns unseren Weg fortsetzen. Kaum haben wir die angesprochenen Höhenmeter überwunden, verwandelt sich das blockige Gelände in eine Mondlandschaft mit feinstem Schotter, welche die Vorfreude auf die Abfahrt abermals steigen lässt. Nach Überwindung einiger Schneefelder, die uns die Kaltfront der letzten Tage beschwert hat, stehen wir endlich am Gipfel.

Nach ausgiebiger Pause folgt endlich der spaßige Teil. Nach Überwindung der Schneefelder, die uns und unsere Bikes in teilweise unvorhergesehene Richtungen beschleunigen, surfen wir auf dem feinen Schotter des Gipfelaufbaus dem Talboden entgegen. Die Abfahrt macht uns so viel Freude, dass wir beinahe vergessen was auf den einfachen Gipfelaufbau folgt. Zunächst noch willkommene Abwechslung, erfordern die immer größer und gröber werdenden Felsblöcke zusehends mehr Konzentration und Kraftaufwand. Irgendwann haben wir wieder den Punkt erreicht, wo kein Weg mehr erkennbar ist. Fahren im klassischen Sinne geht eigentlich nicht mehr. Mit unvernünftig hohem Krafteinsatz und rücksichtslosem Umgang mit dem eigenen Bike können wir noch ein paar Meter herausholen, aber dann ist Schluss. Wir schultern die Bikes und legen rund 100 Höhenmeter in der gleichen, von Stein zu Stein hüpfenden Weise zurück wie vor wenigen Stunden bergan.

Nachdem wir das Blockfeld hinter uns gelassen haben geht es sehr anspruchsvoll weiter. Loser Untergrund, gespickt mit Felsblöcken bei denen man nie weiß, ob sie eine sichere Verzögerung ermöglichen oder gleich mit ins Tal fahren, erfordern unsere vollste Konzentration bis wir endlich den Talboden und mit ihm eine heiß ersehnte Berghütte erreichen. Durst – ich kaufe sofort 1,5 Liter Wasser und dazu noch eine Cola; Zucker soll meine letzten Kräfte mobilisieren.

Ein großes Stück Kuchen später nehmen wir die letzten Meter der Abfahrt in Angriff. Von den bergauf erkämpften Höhenmetern haben wir beinahe alle bereits vernichtet, allerdings ist der Weg zum Auto noch ganz schön weit. Der während des Aufstieges gewonnene Eindruck bestätigt sich; das wurzelige und blockige Gelände, gepaart mit kaum vorhandenem Gefälle verlangt uns nochmals alles ab. Nicht nachvollziehbare Motivationsschübe lassen uns auch aussichtslose Passagen unermüdlich probieren. Völlig erschöpft erreichen wir nach einer gefühlten Ewigkeit unser Auto.

Am nächsten und gleichzeitig letzten Tag unserer Reise geht sich auch nochmals eine 1.500hm Abfahrt aus. Allerdings sind wir faul, wir erkaufen uns den Aufstieg für €19,-.

Das Wissen um die nicht ganz fair zurückgelegten Höhenmeter schmälert unsere Freude über die schöne Aussicht am Gipfel nicht. Endlich erhaschen wir einige Blicke auf die Nordwestflanke des beeindruckenden Mont Blanc.

Durch die unsportliche Art des Aufstiegs blieben uns ausreichend Kräfte um die Abfahrt zu genießen – sollte man meinen. Schon beim Griff an den Lenker spüre ich die Anstrengungen der letzten Tage. Auf den ersten Metern der Abfahrt fahre ich völlig ferngesteuert uns so als hätte man mir eben erst die Stützräder abmontiert. Nach den ersten hundert Höhenmetern kommt das Gefühl für Rad und Berg aber langsam wieder und Fabi und ich genießen einen letzten großartigen Tag in Chamonix.

 

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